Ein Lasersegler auf dem Vorschiff

Letztes Jahr hat es der 15er Porstel GER 1130, das B-Boot mit dem blauen Rumpf, nach vielen Jahren endlich wieder aus dem Zelt ins Wasser geschafft. Rex und ich sind letztes Jahr aber nur ein Wochenende mit Porstel gefahren und wollten dieses Jahr ein bisschen mehr zusammen segeln.

Somit standen dieses Jahr drei Übungsregatten an, die abschließend in die IDM beim PYC und den Bellini-Cup münden sollten.

Im Vorfeld der IDM hatten wir keine hohen Erwartungen, da wir bei allen Regatten im Vorfeld schon starke Konkurrenz hatten und wir es nur sehr selten geschafft haben irgendein Manöver problemfrei zu absolvieren. Deshalb haben wir auch häufiger mal den Spi weggelassen, denn an einer Kenterung hatten wir eher weniger Interesse.

So viel zu unserer Vorbereitung auf die IDM. Bei der IDM selbst konnten wir leider nicht an der Vorregatta teilnehmen, weil ich in der Uni noch eine Klausur schreiben musste. Was ich hauptsächlich von der Vorregatta mitbekommen habe, war ein besonders löchriger und drehiger Wind, der typisch für den Wannsee im Sommer sein soll. Dies deckt sich leider auch mit meinen bisherigen Erfahrungen auf dem Wannsee, nur hatte ich bei solchen Bedingungen auf dem Wannsee immer meine schlechtesten Regatten im Opti und Laser/ILCA. Da ich bei uns an Bord aber die Taktik mache, waren wir gespannt, wie es dieses Mal wohl laufen wird.

Am Dienstag ging es für uns erstmal zur Vermessung und zum Regattabüro. An dieser Stelle ein Lob an das Vermesser-Team, das von morgens bis abends engagiert die Boote auf ihre Richtigkeit prüfte. Das war für mich auch das erste Mal, dass ein Boot überhaupt gewogen wurde. Im Opti und vor allem im Laser ist das gar kein Thema. Wer weiß, was da herauskommen würde, wenn die mal gewogen werden würden…

Da am Dienstag kaum Wind war, waren wir nur kurz auf dem Wasser, um einen anderen Ablauf für die Spi-Halse zu üben. Nach einer halben Stunde haben wir dieses Projekt aber schon wieder abgebrochen. Wie sollte es auch anders kommen, wenn sich ein Piratensegler und ein Lasersegler ein Manöver zusammenreimen.

Bevor es hier jetzt mit der IDM so richtig losgeht, will ich kurz anmerken, dass ich häufig nicht viel mitbekommen habe, was die anderen Teams auf dem Wasser so gemacht haben. Viele Leute habe ich erst bei der IDM kennengelernt und hatte häufig noch nicht die Verknüpfung zum Boot oder der Segelnummer. Deshalb werde ich hier hauptsächlich von unseren Erlebnissen berichten.

Der Mittwoch lässt sich recht kurz und einfach zusammenfassen: Es war kein Wind und somit gab es auch keine Rennen. Dafür gab es viel Sonne, hohe Temperaturen und generell gute Stimmung unter den Teilnehmern.

Abends wurde die Regatta noch offiziell eröffnet und zu einem leckeren regionalen Buffet eingeladen.

Donnerstag war dann endlich Wind. Anfangs waren die Bedingungen noch recht gleichmäßig, doch gegen Ende der zweiten Wettfahrt wurde der Wind löchrig und drehig, weshalb wir leider keine Wettfahrten vom Mittwoch nachholen konnten. An dieser Stelle will ich ein Kompliment an die Wettfahrtleitung aussprechen, die trotz drehender Winde, Windlöcher und Berufsschifffahrt die ganze Woche über sehr gute Rennen gezaubert hat.

Diese zwei Wettfahrten waren für uns ein guter Start in die IDM. Wir konnten die Plätze 4 und 4 ersegeln und lagen in der Zwischenwertung auf Platz 3. Nach noch ein bisschen Startverschiebung ging es wieder in den Hafen und zum Anlegebier.

Später am Abend ging es für uns noch zur Jahreshauptversammlung der Klassenvereinigung.

Freitag gab es ordentlich viel Wind und den Plan 4 Wettfahrten zu fahren. Der Plan wurde trotz eines kleinen Regenschauers vor dem vierten Rennen auch erfolgreich umgesetzt. Rex und ich sind leider noch zu ungeübt, weshalb wir einige Raumschotsgänge ohne Spi fahren mussten. Letztendlich haben wir die Plätze 8, 6, 9 und 11 ersegelt. In der letzten Wettfahrt bin ich auf dem Vorwind meiner ersten Eieruhr begegnet. Nach ein paar Sekunden des verwirrten Staunens bin ich dann endlich mal nach vorne gelaufen und habe planlos an dem Spi gezerrt. Rex hat währenddessen unter anderem an der Luv-Schot gezogen und mich mit dem schon eingebauten Spibaum fast von Bord geworfen.

Als ich noch vorne am Spi war, überholte uns gerade Christian Weber und rief uns schon Tipps zu, wie wir die Eieruhr lösen könnten. Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Eieruhr dann endlich gelöst, aber der Vorwind war im Grunde schon vorbei. Hier geht mein Dank an all die anderen 15er Segler, die anschließend an Land auf mich zukamen und mir ihre Methoden zum Lösen von Eieruhren erklärt haben. Als Lasersegler sieht man Eieruhren sonst nur aus der Ferne bei anderen Booten. Wenn man dann selbst vor der Eieruhr steht, sieht das alles plötzlich ganz anders aus.

Dieser Abend hatte kein weiteres Rahmenprogramm neben dem „Anlegeschluck“, was mir gut gepasst hat, da ich von den 4 Wettfahrten eh sehr erschöpft war.

Der Samstag sollte noch zwei letzte Rennen bereithalten. Das erste Rennen konnte noch problemlos durchgeführt werden, doch nach dem Rennen begann der Wind lustig hin und her zu drehen, was für uns Segler ein paar Stunden Startverschiebung und für die Wettfahrtleitung ein ständiges Verlegen des Kurses bedeutete. Am Ende machte sich die Mühe der Wettfahrtleitung und Tonnenleger bezahlt und es konnte noch ein letztes spannendes Rennen gesegelt werden, bei dem auch noch viel in der Gesamtwertung offen war. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, wurde der Gesamtsieg sogar erst auf der Zielkreuz entschieden.

Rex und ich erreichten am Samstag die Plätze 3 und 6.

Nach den Wettfahrten ging es wieder zum Kran, um die Boote aus dem Wasser zu holen und auf dem Gelände des PYC zu rangieren. An dieser Stelle ein Lob an das Land-Team, das mit viel Einsatz die Boote systematisch abgestellt hat, sodass wir gut die Boote auf den Transport vorbereiten und jeder problemlos abreisen konnte.

Rex und ich waren gerade fertig mit dem Boot und wollten duschen gehen, als wir herzlich aufgefordert wurden uns vom Steg werfen zu lassen. Da wir mit unseren Ergebnissen deutscher Meister der B-Boote wurden, sollten wir Teil des traditionellen Meister-Badens sein. Also ließen wir uns gerne in den Wannsee werfen.

Anschließend sind wir natürlich noch duschen gegangen.

Wenig später ging es zur Siegerehrung, die mit schönen Preisen und tollen Ansprachen ein rundes Ende zur Regatta bildete. Rex und ich wurden als B-Meister mit einem wirklich schönen Wanderpokal gekürt und haben außerdem den fünften Platz in der Gesamtwertung erreicht, was uns noch jeweils eine Urkunde und einen Pokal beschert hat.

Nach der Siegerehrung ging es über zur Abschlussparty mit tollem Buffet, netter Bedienung und viel Bier. Hier geht mein Glückwunsch an das Meister-Familien-Team Dannhus, für den verdienten Sieg der Meisterschaft. Mein Dank geht noch an Jens Dannhus für das spendierte Fass Bier und an alle anderen Segler, die mir an diesem Abend noch viele Fragen zu den Manövern und der Spi-Bedienung beantwortet haben. Besonders an Jannik Dannhus und Marc Romberg.

 

Und damit ging eine tolle Veranstaltung zu Ende, die von sonnigem Wetter, guten Veranstaltern und netten Teilnehmern geprägt war. Vielleicht sieht man sich nächstes Jahr wieder auf der IDM. Hoffentlich sieht man nächstes Jahr auch mehr B-Boote. Denn wie man gesehen hat, kann man auch mit einem B-Boot vorne mitfahren und viele A-Boote ärgern.

Ich muss jetzt erstmal wieder nach meinem Laser schauen. Der ist schon ganz neidisch geworden und will auch wieder aufs Wasser 🙂

 

Text: Marino Rychlitzki