Da war es wieder, dieses Gefühl der Vorfreude. Dieses mal sollte es mich ins Vogtland verschlagen, zur wunderschönen Talsperre Pöhl. Allerdings meine ich damit vor allem optische Aspekte. Auf ihr zu segeln war dagegen eher speziell und nervenaufreibend, aber das kennt man ja aus Werder, weshalb ich bestens gewappnet bei dieser äußerst gelungenen Veranstaltung an den Start gehen konnte. Doch ohne so viele ausgefallene Regatten in diesem Jahr wäre ich wahrscheinlich nie so verrückt gewesen und 6 Stunden zu einer Regatta gefahren, die noch nicht mal auf dem Regattaplan vom Landeskader steht und somit auch ohne Betreuung auf dem Wasser abläuft. Und so erging es neben mir auch ein paar anderen aus dem Landeskader vom Brandenburg, sodass sich die Regatta aufgrund der guten Konkurrenz auf jeden Fall für mich gelohnt hat. Aber erstmal zum Anfang der Regatta.
Am Freitag stiegen wir (Rex, Rico, Oma, Ich) also in unser Wohnmobil mit dem Bewusstsein, dass die nächsten 6 Stunden körperlich eher wenig aktiv sein und vor allem für die Beifahrer aus viel Langeweile, Schlafen und für mich auch aus Schulaufgaben bestehen werden. Ja, ich hatte zu der Zeit wirklich noch keine Ferien und musste noch Schulaufgaben machen und werde auch eher ungern daran erinnert. Nach diesen unglaublich wundervollen 360 Minuten kamen wir also an und stolperten äußerst elegant aus dem Wohnmobil. Dann noch schnell im Regattabüro anmelden, während Oma in Rekordzeit sehr leckeres Essen zum Abendbrot zauberte. Nach noch ein paar Gesprächen mit den anderen Seglern und deren Familien und ein bisschen Kartenspielen ging es dann auch ins Bett. Denn es waren für den nächsten Tag berauschende 3 bis 5 Knoten (1-2Bft) vorhergesagt, weshalb es mir lieber nicht an Schlaf mangeln sollte, damit ich nicht auf dem Vorwind einschlafe. Jetzt aber zur Kirsche auf dem Sahnehäubchen dieses Berichtes, den Wettfahrten.
Samstag war ich, wie immer, rechtzeitig umgezogen und legte dann auch als erster ab. Alles andere wäre auch unüblich für mich gewesen. Doch wir begannen erstmal mit Startverschiebung auf dem Wasser, da der Wind es nicht gleich übertreiben und unsere Muskeln schonen wollte. Nach ca. 2 Stunden ging es dann aber doch noch los. Man kann ja nicht den ganzen Tag nur gelangweilt herumliegen und sich bräunen, denn das kann ich auch im Garten machen. Und dafür muss ich nur 8,5 Sekunden zu Fuß gehen und keine 6 Stunden mit dem Auto fahren.
Vor dem ersten Rennen meinte ein Freund von mir, dass es voll cool wäre, wenn man es schafft ganz links zu starten und dann mit Steuerbordschoten vor allen lang zu fahren. Sowas lass ich mir natürlich nicht zweimal sagen und habe die Herausforderung angenommen. Ungefähr 4 Minuten später fiel der Startschuss und ein Verrückter mit dem Namen Marino startet ganz links mit Steuerbordschoten und schafft es wirklich vor allen lang zu fahren.
Den restlichen Verlauf des Rennens kann man sich denken, wenn man in Werder schon mal an einer der wundervollen Regatten teilgenommen hat: Die Platzierungen werden selbst auf den letzten Metern vor dem Ziel noch wild durchmischt, sodass der Start kaum Bedeutung hat. Dennoch wurde die Ziellinie zuerst vom Laser mit dem Namen „San Marino 2“ überquert, auf dem ich zum Glück auch drauf saß. Im folgenden Rennen war der Start wieder ganz gut und am Ende hat mich das Chaos auf Platz 3 ausgespuckt, was auf Anhieb ganz gut klingt, sich aber erstmal nicht gerade erfreulich für mich war, da ich zwischenzeitlich die Hälfte des Vorwinds Vorsprung hatte und diesen auf der Zielkreuz irgendwie verloren habe.
Mehr Wettfahrten haben wir am Samstag nicht geschafft. Auf der vorläufigen Ergebnisliste stand ich auf Platz 1 mit nur einem Punkt Vorsprung auf Platz 2 und zwei Punkten auf Platz 3. Also war es noch möglich am Sonntag sehr viel zu gewinnen oder, wie für mich, zu verlieren. Somit ging es nach einem sehr schönen Abend mit meinen Freunden wieder für den Schönheitsschlaf ins Bett.
Doch auch der Sonntag sollte mit Startverschiebung beginnen, weshalb wir leider nur ein Rennen geschafft haben. Dieses Rennen habe ich dann auf Platz 2 beenden dürfen, sodass ich es geschafft habe meine Führung zu bewahren. Wenn ich geahnt hätte, dass ich bei der Siegerehrung eine gefühlt 4 Meter hohe Steilwand namens Podium erklimmen muss, hätte ich mir vielleicht ein bisschen mehr Zeit in den Wettfahrten gelassen, aber für einen so schönen Pokal mach ich sowas gerne.
Insgesamt war es ein sehr sehr schönes Wochenende, da ich einen schönen Pokal bekommen habe und vor allem, weil ich einige meiner Segelfreunde wiedersehen und mit ihnen segeln konnte.
Ein Dank geht an meinen Vater, weil er die langen Autofahrten auf sich genommen hat und an meine Oma, weil sie so zauberhaft gekocht hat.
Euer Marino Rychlitzki
Laser Radial GER 215175
„San Marino 2“