Die 62. Herbstregatta an Tonne Nr. 3

Es gibt viele Möglichkeiten über Regatten zu berichten. Oft schreiben Veranstalter oder Wettkampfleiter über Verlauf und Ergebnisse, gerne auch Teilnehmer über Erfolg oder vergebene Chancen. Eine völlig neue Sicht auf ein solches Sportereignis eröffnet nachfolgender Bericht der Besatzung vom Bojenboot an Tonne 3 (zur Position, siehe Kurskarte).


Am frühen Vormittag des 15.9. waren wir, Hans-Werner und ich, rechtzeitig zum Auslaufen klar, um unseren Beobachtungsposten an der Tonne 3 einzunehmen. Frischer Westwind – natürlich wird da hingesegelt! Später erfuhren wir, dass unser Vorbeifahren am Startschiff dazu führte, dass wir vom Startschiffschreiber als (zukünftiger) Regatta-Teilnehmer notiert wurden.
Angelangt unterhalb der Tonne dann den Aufschießer, den Anker über Bord und nochmal die Position zur Tonne gepeilt und für gut befunden. Dann hieß es warten. Aber statt der zu notierenden Segler kamen die Tonnen-Ausleger vorbei, weil die Tonne um 50 Meter verlegt werden sollte.
Das hieß natürlich: Anker auf, Fock ausrollen, die Verfolgung aufnehmen und dann erneut so ankern, dass alles wieder passt. Rechtzeitig vor dem Start der 20er war es geschafft. Bei diesem Wind dauerte es nicht allzu lange, dann waren sie auch schon wieder da. Jetzt hieß es schreiben, besser, schnell schreiben, denn die Besten des Feldes waren recht dicht beieinander geblieben, was für eine gute Leistungsdichte spricht.

Maximal vierstellige Segelnummern und nur eine Bootsklasse, also alles noch kein Problem für uns. Doch es kam natürlich bald heftiger: Mehr als Zehn Klassen waren auf dem Kurs und 420er und Optis oder gar die Laser haben fünf- bzw. sechsstellige Kennzeichen zu bieten. Wenn sie sich dann, die Einen vom Dreieck, die Anderen vom Lineal kommend, bei Tonne 3 treffen, brauchte man eigentlich schon ein Diktiergerät, um das Geschriebene in einer ruhigeren Phase noch einmal zu kontrollieren!
Aber was war das? Wir hatten natürlich in sicherem Abstand leewärts der Tonne geankert, damit auch unsere Ankerleine nicht mit den langen Schwertern bzw. Kielen der rundenden Yachten in Konflikte kommen konnte. Ein Blick zur Tonne zeigte jetzt aber, dass diese Sicherheit nicht mehr gegeben war! Offensichtlich hatte die Verankerung der Tonne dem nicht unerheblichen Winddruck nachgegeben – die Tonne trieb auf uns zu.
Schnell wurden die Tonnenleger informiert, doch es kamen ständig Boote um zu runden, so dass ein Arbeiten an der Tonne sich von selbst verbot. Aber die Sportfreunde hatten die rettende Idee: Mit ihrem starken Motor zogen sie unser Boot einschließlich Anker wieder auf einen sicheren Abstand und die Tonne hatte ein Einsehen mit uns und den Seglern und blieb zum Glück liegen.

Als dann endlich die Letzten vorbei waren hatten wir uns die Mittagspause redlich verdient. Am Nachmittag war die Tonnenposition nicht weit von der linken Startlinien-Begrenzung entfernt. Da wir dadurch nahe der Startlinie lagen hatten wir die beste Gelegenheit, ein paar schöne Aufnahmen von den gestaffelt hoch am Wind über die Startlinie segelnden Booten zu schießen. Der Wind war eher noch ein wenig stärker geworden, etwas böig und unstet in der Richtung, da war schon die ganze Aufmerksamkeit der Steuerleute und der volle Einsatz der Mannschaft gefordert. 13 Boote starteten bei der 20er Klasse relativ dicht gedrängt und trotzdem ohne Probleme – ein herrliches Bild, das Erinnerungen an die Jahre weckte, in denen ich selbst noch dabei war.

Auch die zweite Wettfahrt verlief dank des Windes zügig und verlangte von uns wieder die volle Konzentration beim Schreiben, denn von insgesamt 71 Booten mussten 51 Boote beim Absegeln ihres Kurses dreimal unsere Tonne runden. Doch irgendwann hatte es auch der letzte Opti geschafft, so dass wir wieder in unseren Stand segeln konnten. – Für heute war es geschafft.

Am Sonntag dann der Ausgleich:
Der Wind hatte auf Süd gedreht und der demzufolge gesegelte Kurs 4 benötigte Tonne 3 nicht. 11 Opti-C – Segler, die einen leichteren Kurs zu segeln hatten, mussten nur einmal notiert werden. Ein überaus geruhsamer Sonntag–Vormittag also, der uns ausreichend für den Stress des Sonnabends entschädigte!

Hans Friedrich

(Bilder mit freundlicher Genehmigung des SVPA)