Ich werde euch in dem Artikel mit auf den ILCA EuroCup 2021 vom 16. bis 18.08.2021 in Dziwnów (Polen) nehmen. Der EuroCup ist eine Kette von Veranstaltungen, bei denen alle Einzelergebnisse in eine Gesamtwertung einfließen. Es gibt in allen Regionen Europas jeweils eine Veranstaltung für ILCA 4, ILCA 6 und ILCA 7 (ehemals Laser 4.7, Laser Radial und Laser Standard).

„Macht mal schnell“ sind die Worte meines Trainers, mit denen das Verladen der Boote startet. Gerade eben sind wir noch beim Werlcup in Bad Saarow zwei Tage Regatta gesegelt, jetzt verladen wir – teils noch in Segelbekleidung – zwei Schlauchboote und acht Laser auf zwei Anhänger.

Das Verladen und Verteilen von Gepäck und Sportlern auf die beiden Autos funktioniert reibungslos. Wir fahren schon mal los und unser Auto passiert die Grenze zu Polen gegen 20 Uhr. Dort machen wir nur eine kurze 10-Minuten-Pause, bevor wir den letzten Teil der Reise antreten.

Schon am Ortseingang von Dziwnów haben wir das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Nicht nur, dass niemand eine Maske trägt, sondern es stehen auch überall Karussells und ähnliches. Die ganze Stadt sieht aus wie Werder während der Baumblüte (nur ohne Blüten). Im Hafen angekommen, beeilen wir uns unsere Koffer aus dem Auto auszuladen. Fahrer und Auto müssen noch in der Nacht zurück, um morgen früh rechtzeitig zur Arbeit zu kommen.

Da stehen wir vier Jugendlichen also, ohne Sprach- und Ortskenntnisse, allein unter einem kalten Sternenhimmel in einem fremden Land. Es ist wirklich ein besonderes Gefühl.

Nach einem Telefonat wissen wir, dass unser Trainer mit dem anderen Transport plant in 30 Minuten da zu sein. So beginnen wir mit dem Abladen der Boote. Dabei werde ich von dem Hafenmeister auf polnisch angesprochen. Nachdem ich ihm ca. 5 Minunten lang auf englisch erkläre, dass wir unsere Boote noch auf das Gelände bringen wollen und dass noch ein paar Leute kommen, sagt er: „No english.“ Irgendwie verstehen wir uns dann doch und er lässt uns mit den Booten auf das schon recht volle Gelände. Die halbe Stunde ist eine längere halbe Stunde, aber irgendwann ist das Team dann komplett.

Nach einer kurzen Nacht, wir schlafen in der Marina, laden wir direkt nach dem Frühstück motiviert den zweiten Transport ab und slippen die Mobos. Anschließend geht es zum Melden. Auch im Regattabüro spricht man kein Englisch, aber mit gutem Willen geht vieles. Einige von uns haben kleinere Probleme, aber letztendlich sind wir alle gemeldet und haben unsere Erinnerungs-T-Shirts (ein weiteres wichtiges Sammelobjekt).

Jetzt müssen wir uns recht schnell umziehen und aufbauen, da es bereits Stau an den Rampen gibt. Zum Glück überstehen wir die tückische Hafenausfahrt gut. Ein kleiner Schock wartet dennoch draußen auf uns. Der erste Start ist doch um 11 Uhr und nicht, wie erst ausgeschrieben, um 12 Uhr. Dies ist für uns ILCA 4 nicht weiter schlimm, da die Standards und Radis insgesamt 13 Startversuche benötigen, bevor es für uns losgeht. Unsere 3 Wettfahrten laufen dann ohne große Zwischenfälle über einen, typisch See-Regatta, recht langen Kurs. Das Wetter ist an diesem Tag für uns alle die größte Herausforderung, denn wir haben 20-28 kn und 2 m Welle. Für mein erstes Mal Welle mit dem Laser bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden.

Am zweiten Tag stehen wir ähnlich früh auf und ziehen uns direkt die Segelsachen an. Zwar kommt es uns ein wenig komisch vor, dass kein anderer aufbaut. Wir können es bei angesagten 39 kn-Böen aber auch verstehen. Vor dem Raceoffice stehen alle anderen Segler und warten auf eine Ansage der Wettfahrtleitung. Diese heißt: “Today there will be no race, because oft the strong winds.”

Wir freuen uns also auf einen Lay Day. Das Seewetter wollen wir aber mit eigenen Augen sehen, deshalb geht es im Laufschritt zum Strand. Der Strand ist ein einziger Sandsturm aus feinen Sandkörnern. Es ist zu ungemütlich, um länger dort zu bleiben. Unsere Trainer haben die beste Joggingstrecke schon parat. Nachdem wir wieder vom Joggen zurückkommen, heißt die Aufgabe jeder erarbeitet einen Vortrag über Ernährung. Scheinbar waren wir am Montag – zumindest aus Sicht der Trainer – doch zu leicht. Danach haben wir Freizeit und gehen mit dem Team lecker Pizza essen.

Motiviert blicken wir am nächsten Tag auf den Wetterbericht und ja, es sind wieder 38 kn-Böen angesagt. Das gleiche Spiel wie Dienstag also. Und auch heute sind wir die Einzigen vor dem Raceoffice, die segelbereit umgezogen sind. Unsere Trainer besprechen sich mit uns und teilen uns mit, wenn wir nicht für die Regatta auslaufen, dann für eine Trainingseinheit.

Dem macht die Hafenverwaltung jedoch einen Strich durch die Rechnung: „The Harbour Committee has closed the harbour for all kind of ships/boats.“ Auslaufverbot für jegliches Boot…

Egal, wir können nichts dagegen tun. Also beeilen wir uns beim Verladen und Packen, damit wir früher nach Hause kommen. Nach ein paar Stunden Fahrt enden die drei Tage des ersten ILCA EuroCup für mich. Mein Fazit: Die drei Tage haben sich gelohnt und ich habe viele neue Eindrücke gesammelt.

 

Viele Grüße, Sander Wolff (GER 217128)

 

Bildquelle: https://dziwnow4sailing.org/photo/europa-cup-2021/